Der Weg zum Schwarzweiß-Dia

Martin Frech

Prinzipiell läßt sich jeder Schwar­zweiß-Ne­ga­tiv­film zum Dia­film verarbeiten; ideal sind Filme mit einem möglichst klaren Träger. Es gibt auch Schwarz­weiß­filme, die speziell für die Ver­arbeitung zum Dia vor­gesehen sind (z⁠.⁠ ⁠B⁠. Fomapan R 100) und solche, bei denen die »normale« Ent­wicklung direkt zum Dia führt (z⁠.⁠ ⁠B⁠. Rollei Slide Direct). Darüber­hinaus können weitere Techniken ziel­führend sein.

1. Umkehrentwicklung

1.1 Prinzip der Umkehrentwicklung

Der übliche Weg, der mit allen Schwarz­weiß-Ne­ga­tiv­filmen funktioniert, ist die Umkehr­entwicklung in folgenden Schritten ⁠1 [für Ilford-Produkte ausführlich erklärt in einer Ilford-Publikation. ⁠2]:

1.2 Verfügbare Umkehrprozesse

Der Film Agfa Scala (1995 eingeführt) ist 2007 noch in Rest­beständen auf dem Markt, wenige Labore verarbeiten ihn noch (lizenz­pflichtiger Hoch­temperatur­prozess), nach Erfahrungsberichten in diversen Internet-Diskussions­foren je­doch nicht mehr immer mit optimalen Er­geb­nis­sen.
Alternative: Scala mit der Foma-Umkehr­chemie (s⁠.⁠ ⁠u⁠.) entwickeln, Prozess­ablauf siehe ⁠3

Seit 1999 bietet das Labor dr5-chrome in Denver, Colorado/USA die Fil­mentwicklung im eigenen dr5-Prozess an, mit dem die meisten Schwarz­weiß­filme umkehr­entwickelt werden. ⁠4 Die auf der Web-Site publizierten Ergeb­nisse sehen prima aus.⁠5 [dr5 hat im Okt. 2024 aufgegeben.⁠6]

Zur Photokina 2006 hat Klaus Wehner die »Umkehrentwicklung nach Wehner« als kommerziellen Service angekündigt, bis­lang vorrangig für den Fomapan R 100; der Service soll auf andere Filme erweitert werden.⁠7

Für Selbst­verarbeiter gibt es spezielle Chemie­sätze am Markt: von Kodak ⁠8 (für T-Max 100), von Tetenal (2007 nicht mehr am Markt) und von Foma ⁠9 (für Fomapan R 100, nur KB). Die Chemie funktioniert aber auch für andere Filme.

Die Zutaten für die Umkehr­entwicklung von Schwarzweiß­filmen sind kein Geheimnis, ent­spre­chen­de Rezepte zum Selber­ansetzen findet man in der einschlägigen Literatur.

2. Direktpositivverfahren

Dieses Verfahren entwickelt Filme direkt zum Dia. Die Filme sind vom Hersteller vor­be­lich­tet bis zum Beginn der Solarisation. Beim Foto­grafieren nutzt man die Schicht im Bereich der Solarisation (Über­belichtungen sind daher nicht möglich). Die Emp­find­lich­keit die­ser Filme ist gering, der Rollei Slide Direct [hist.] hat zum Beispiel einen E. I. von ISO 10/20, je nach Entwickler. ⁠10

3. Weitere Techniken, die zum sw-Dia führen

3.1 Chromogene sw-Filme cross-entwickeln im E6-Prozess

Der unmaskierte Ilford XP2 SUPER mit seinem klaren Träger ist eventuell geeignet.
Test­ergebnisse: deutlich reduzierte Empfindlich­keit, Farb­stich, geringer Kon­t­rast.
Siehe dazu meinen Text ⁠ ⁠Ilfords XP2 crossentwickeln zum Dia.

3.2 sw-Neg. umkopieren

Repro oder Kontakt­kopie auf Dup-Film [z⁠.⁠ ⁠B⁠. auf EASTMAN Fine Grain Release Positive Film 5302/7302 ⁠11]

3.3 Modifizierter E6-Prozess

Im 3-Bad-Prozess wird der Farb­entwickler gegen einen Toner getauscht. ⁠12
Von Po­la­roid gab es den Polapan reversal film, ich weiß je­doch nicht, ob der auch in diese Kategorie fällt.


Fußnoten.
1Junge, Karl-Wilhelm u. Hübner, Günter: Fotografische Chemie. Aus Theorie und Praxis. 5., verb. Aufl. Leipzig: Foto­kino­verlag, 1989. S. 70 ff.
2APPLICATION SHEET REVERSAL PROCESSING USING ILFORD BLACK & WHITE FILMS TO MAKE MONOCHROME TRANSPARENCIES. Ilford-Publikation. September 2003. pdf-Datei online via: http://www.ilfordphoto.com/applications/page.asp?n=90&t=Developing+Black+and+white+film (2007-03-23; nicht mehr da)
3Hilgert, Michael W. und Rohleder, Roman J.: ‘Kehrt um!’ – AGFA Scala in Heimarbeit. August 2004. Online: ⁠ ⁠fotoespresso.de/SW-Magazin/swmag_leser_09.htm (2013-07-28)
4This page was created to further explain the dr5 process. o⁠.⁠ ⁠D⁠. Online: dr5.com/tech.html (2007-03-23; 2020-05-07; gibts nicht mehr; aber bei der Zeitmaschine: ⁠ ⁠web.archive.org/web/20200215000129/http://www.dr5.com:80/tech.html [2025-02-05])
5⁠ ⁠dr5.com/filmtests.html (2020-05-07; nicht mehr da, aber im Internet Archive: ⁠ ⁠web.archive.org/web/20200215000124/http://www.dr5.com:80/filmtests.html [2025-02-05])
6⁠ ⁠dr5.us/services.html [2025-02-05]
7 ⁠ ⁠schwarzweiss-dia.de [2020-05-07]
8KODAK PROFESSIONAL T-MAX 100 Direct Positive Film Developing Outfit. Kodak-Publikation J-87. November 2003. Online: http://www.kodak.com/global/en/professional/support/techPubs/j87/j87.jhtml?_loopback=1 (2007-03-23; nicht mehr da)
9Processing set for FOMAPAN R100. pdf-Dokument. 2015. Online via: ⁠ ⁠foma.cz/en/catalogue-processing-set-for-fomapan-r100-detail-440 (2020-05-07)
10Dia? Aber bitte direkt!. pdf-Datei. September 2006. Online: www.mahn.net/DL_MAHN/DiaDirec.pdf (2007-03-23; 2020-05-07; nicht mehr da)
11EASTMAN Fine Grain Release Positive Film 5302/732. Kodak-Publikation H-1-5302. 1997. Online: http://www.kodak.com/US/en/motion/products/lab/5302.shtml (2007-03-23; nicht mehr da)
12Garous, Mikhail: A Method for Monochrome Transparency Processing. o⁠.⁠ ⁠D⁠. Online: ⁠ ⁠profotos.com/education/promag/articles/monotrans/index.shtml (2007-03-23)

Martin Frech, März 2007/September 2007
Links geprüft: Mai 2020; Feb. 2025

Zitierempfehlung (.BibTeX, .txt):
Frech, Martin: »Der Weg zum Schwarzweiß-Dia«. In: Notizen zur Fotografie, 2007-03-24. Online: https://www.medienfrech.de/foto/NzF/2007-03-24_Martin-Frech_Der-Weg-zum-Schwarzweisz-Dia.html
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Zitierempfehlung:
Frech, Martin: »Der Weg zum Schwarzweiß-Dia«. In: Notizen zur Fotografie, 2007-03-24. Online: https://www.medienfrech.de/foto/NzF/2007-03-24_Martin-Frech_Der-Weg-zum-Schwarzweisz-Dia.html$1