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Ge­dan­ken zum Markt für Schwarz­weiß­film

Martin Frech

Fujifilm wird Fujipharma

Fuji­film ist dem Namen nach und speziell in unserer Branche ein Begriff für pho­to­gra­phi­sche Auf­nah­me­fil­me. Und in der Tat stellt die Firma diese auch her. Das Film-Ge­schäft trägt je­doch nur noch un­be­deu­tend zum Ertrag der Fuji­film-Holding bei. ⁠1

Fuji­film-Chef Shigetaka Komori sieht die Zukunft des Un­ter­neh­mens im Pharma-Bereich und kauft ent­spre­chen­de Firmen im großen Stil auf: »We aim to be­come a com­pre­hen­sive health-care com­pa­ny«. Offenbar lässt sich das Know-how, das sich bei Fuji­film zur Film­her­stel­lung angesammelt hat, gut für die Herstellung von Medi­ka­men­ten nutzen.

aufgebogener Filmcontainer für Fujifilm Neopan 400 (36er) mit der Aufschrift ›24 Exposures‹ (Foto: Martin Frech, 2008)
Prob­leme mit der Qua­li­täts­kon­t­rol­le? Fuji­film Neo­pan-400-KB-Container mit falscher Kenn­zeich­nung (Foto: Martin Frech, 2008)
aufgebogener Filmcontainer für Fujifilm Neopan 400 (36er) mit der Aufschrift ›24 Exposures‹ (Foto: Martin Frech, 2008)

Wichtige Ge­schäfts­fel­der von Fuji­film sind heute Flach­bild­schir­me und Büro­kopierer, zu­neh­mend auch Me­di­zin­tech­nik (Gen-Analyse, Ul­t­ra­schall- und Rönt­gen­bild). Film­fa­bri­ken wurden schon geschlossen, die Ka­me­ra­produktion von Japan nach China verlagert. Es könnte also sein, dass Fuji­film sein Film­ge­schäft bald auf­ge­ben wird.

Bei Kodak sieht es ähnlich aus, Agfa und Polaroid sind Geschichte

Somit gibt es mit Ilford nur noch eine Firma, deren Kern­ge­schäft die komplette Palette an Schwarz­weiß-Ma­te­ri­alien ist und die diese mit hohem Qua­li­täts­an­spruch selbst pro­du­ziert.

Es gibt kleine Anbieter, die sich in diese ver­meint­li­che Lücke drängen und den sehr kleinen Markt frag­men­tie­ren. Die­ser Markt lebt wesentlich von der Nachfrage der Liebhaber und der Künst­ler. Diese kleinen Anbieter, die entweder Ma­te­ri­al von den Großen/Ver­bli­che­nen um­eti­ket­tie­ren und/oder ma­nu­fak­tur­ähn­lich selbst her­stel­len (wollen), ver­ste­hen es teilweise sehr ge­schickt, das In­ter­net als Mar­ke­ting­platt­form zu nutzen. Sie versuchen, den Eindruck zu erwecken, sie seien die wahren Sach­ver­wal­ter der silbernen Kunst.

Ich sehe das an­ders und kaufe bei Ilford. Dort glaube ich meinen Ma­te­ri­al­be­darf zukünftig am ehesten ge­sich­ert, und das in zu­ver­läs­sig­er Qua­li­tät und einer gewissen Band­brei­te. Bei den »neuen Kleinen« weiß ich zur Zeit nicht zuverlässig, welche Emul­sio­nen sich unter den Etiketten verbergen und ob sich dies bei der nächsten Lieferung wieder geändert haben wird. Auch erwarte ich von dort kein modernes Ma­te­ri­al – diese Anbieter be­schäf­ti­gen sich m⁠.⁠ ⁠W⁠. nur mit klas­sisch­en Emul­sio­nen und haben (außer mit Efkes 127er-Roll­film) nichts zu bieten, das ich nicht auch bei Ilford bekäme. Und jeder Kauf bei denen schmälert Ilfords wacklige Zu­kunfts­chancen.


Fußnoten.
1Hall, Kenji: »Fuji­film Focuses on Pharma«. In: businessweek.com. Online: http://www.businessweek.com/globalbiz/content/mar2008/gb20080312_471823.htm [2008-03-23; nicht mehr da]
ahttps://www.medienfrech.de/foto/NzF/2009-07-26_Martin-Frech_Film-Rollei-R3.html
bhttps://www.medienfrech.de/foto/NzF/2012-07-04_Martin-Frech_Die-Materialfrage-des-Dia-Fotografen.html
chttps://www.medienfrech.de/foto/NzF/2013-07-28_Martin-Frech_Der-Markt-fuer-Schwarzweiszfilme-Ein-kommentierter-Ueberblick-mit-abschlieszender-Handlungsempfehlung.html

Nachtrag (Okt. 2008):
Diesen Bei­trag habe ich vor über ei­nem halben Jahr ge­schrieben. Die Ein­schät­zung bezüglich der Um­eti­ket­tie­rer hat sich m⁠.⁠ ⁠E⁠. be­stä­tigt, als Maco den Ver­trieb des Rollei R3 in Plan­film­for­ma­ten auf­ge­ge­ben hat (man lese nochmal die großspurigen An­kün­di­gun­gen mit den lang­fris­ti­gen Liefer­ver­spre­chen in einer be­ein­druck­en­den For­mat­viel­falt).
Vielleicht war je­doch die Ein­schät­zung bezüglich Ilford zu opti­mis­tisch. Die Firma war nicht mit ei­nem Stand auf der Photo­kina 2008 ver­tre­ten (ist das ein Zei­chen?), an­de­rer­seits konnte Kodak mit dem neuen T-Max 400 (TMY-2) punkten. Letz­te­ren gibt es auch in Plan­film­for­ma­ten, während Ilford den Delta 400 wei­ter­hin nur gerollt anbietet.

Weiterlesen: ⁠ ⁠Film: Rollei R3a, ⁠ ⁠Film­ma­te­ri­al: Die Ma­te­rial­fra­ge des Dia-Fo­to­gra­fenb, ⁠ ⁠Der Markt für Schwarz­weiß­fil­me: Ein kom­men­tier­ter Überblick mit ab­schlie­ßen­der Hand­lungs­emp­feh­lungc

Zitierempfehlung (.BibTeX, .txt):
Frech, Martin: »Ge­dan­ken zum Markt für Schwarz­weiß­film«. In: Notizen zur Fotografie, 2008-03-23. Online: https://www.medienfrech.de/foto/NzF/2008-03-23_Martin-Frech_Gedanken-zum-Markt-fuer-Schwarzweiszfilm.html
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