Das Selfie – wer hat’s erfunden?

Selfies sollte man m. E. nicht mit dem klassischen Selbstportrait gleichsetzen; insofern sind die allfälligen Hinweise auf Robert Cornelius (1809–1893) zwar interessant, führen jedoch nicht weiter. Und Albrecht Dürers (1471–1528) »Selbstbildnis im Pelzrock« von 1500 ist eben ein gemaltes Selbstportrait, aber kein Selfie. Eher schon Girolamo Francesco Maria Mazzolas (Parmigianino, 1503–1540) etwas später entstandenes »Selbstporträt im konvexen Spiegel«, das zumindest formal an ein Selfie erinnert und jedenfalls als Vorläufer von Maurits Cornelis Eschers (1898–1972) entsprechendem – ebenfalls nicht-fotografischem – Selbstbildnis durchgeht.

In Ridley Scotts Film »Thelma & Louise« (USA, 1991) gibt es eine Szene, in der Susan Sarandon und Geena Davis das vielleicht erste Selfie der Filmgeschichte mit einer Polaroid-Kamera fotografieren.
Apropos Polaroid: Da fällt mir doch gleich der schonungslose Selbstbetrachter Andy Warhol (1928–1987) ein. Doch sind das Selfies?

Wie auch immer. Laut Wikipedia gibt es das Wort schon lange in einem gänzlich anderen Zusammenhang – obwohl, so ganz anders vielleicht doch nicht?
Die Foto-Bedeutung hat es jedoch erst seit etwa 2002. ¹

Doch nun wissen wir es – in der Zeit war das zu lesen: Orhan Pamuk (* 1952) hat »im Grunde« das Selfie erfunden, so ungefähr im Jahre 2005 sei das gewesen. ²


Fußnoten.
1↬ de.wikipedia.org/wiki/Selfie [2015-03-06; 2020-05-02]
2»Islamisten denken kindlich naiv« (Orhan Pamuk im Gespräch mit Sonja Hartwig und Kilian Trotier), in: Die Zeit, Nr. 8 vom 19.02.2015, S. 52 f.
Zitierempfehlung (auch als BibTeX verfügbar):
Frech, Martin: »Das Selfie – wer hat’s erfunden?«. In: Notizen zur Fotografie, 2015-03-06. Online: https://www.medienfrech.de/foto/NzF/2015-03-06_Martin-Frech_Das-Selfie-wer-hats-erfunden.html