Martin Frech

Ich will ja nichts als Ruhe (2024)

verzweifelt umherirren
am zwanzigsten und später
wohl eher in der Stadt als im Wald
so viele Eindrücke
irritiert, Bestätigung findend, verloren
hetzend, flanierend, fliehend
alleine, unverstanden, einsam
zwischendurch Hoffnung schöpfend
da sein: eine nothwendige Last

Martin Frech, 5/2024

»Lenz wand sich ruhig los und sah ihn mit einem Aus­druck unend­lichen Leidens an, und sagte end­lich: ›aber ich, wär' ich all­mäch­tig, sehen Sie, wenn ich so wäre, ich könnte das Leiden nicht er­tragen, ich würde retten, retten, ich will ja nichts als Ruhe, Ruhe, nur ein wenig Ruhe und schlafen können.‹ Oberlin sagte, dies sei eine Pro­fa­na­ti­on.«

Georg Büchner: Lenz. In: Georg Büchner ; Werke und Briefe. 4. Aufl. München: dtv, 1983. S. 87.

Tobias hatte die Idee: Fotografierend wandern im Elsass, in der Gegend um Waldersbach.
Dort war im Januar/Februar 1778 der Schrift­steller Jakob Michael Rein­hold Lenz unter­wegs gewesen, Johann Oberlin zu be­suchen, den Pfarrer von dem er sich Hilfe ver­sprach; er war psychisch krank, sein Arzt hatte ihm das empfohlen.
Tobias war auch im Februar unter­wegs, 2024.
Und wie schon damals: wieder war es naß­kalt, der Nebel dampfte herauf.
Ob Tobias es auch als un­an­ge­nehm empfand, nicht auf dem Kopf gehen zu können, habe ich ihn ver­gessen zu fragen. Jeden­falls suchte er eine er­gänzende Posi­tion für die Aus­stellung seiner Bilder. Claus Dieters Bild passte, war aber nur eins. Ich hatte noch nichts, ver­sprach ihm aber, etwas zu produ­zieren. Der Lenz-Text hat mich an­ge­sprochen (bin ja in einem der Bible-Belts zuhause). Und an evangelikal-funda­menta­lis­tischen Welt­deutungen kann man schließ­lich noch immer ver­zweifeln.

Erste öffent­liche Präsen­tation in der Aus­stellung ↱ »Der Reflex des Wieder­er­ken­nens #5 – Versuche // zu Büchners Lenz / zu Celans Todes­fuge« (↱ schaelpic photo­kunst­bar, Köln; 03.05.2024 bis 21.06.2024).

Installationsansicht: 19 quadratische Barytabzüge, aufgezogen auf Karton, liegen in zwei Reihen nahtlos auf einem Tapeziertisch in der schaelpic photokunstbar, Köln. Foto: © Tobias D. Kern, 2024

Installations­ansicht Ich will ja nichts als Ruhe
schaelpic photo­kunst­bar, Köln (Tobias D. Kern, Mai 2024)

Vorderseite der Einladungskarte zur Ausstellung Versuche zu Büchners Lenz (Tobias D. Kern und Martin Frech) und Celans Todefuge (Claus Dieter Geissler) in der schaelpic photokunstbar, Köln

Einladung zur Aus­stellung in der schaelpic photo­kunst­bar 2024, recto

Installationsansicht: 19 quadratische Barytabzüge, aufgezogen auf Karton, liegen in zwei Reihen nahtlos auf einem Tapeziertisch in der schaelpic photokunstbar, Köln. Foto: © Tobias D. Kern, 2024Vorderseite der Einladungskarte zur Ausstellung Versuche zu Büchners Lenz (Tobias D. Kern und Martin Frech) und Celans Todefuge (Claus Dieter Geissler) in der schaelpic photokunstbar, Köln

Serie aus 19 Schwarz­weiß­foto­grafien

Handabzüge auf Silber­gelatine-Baryt­papier, optisch direkt ver­größert von den Mittel­format-Kamera­nega­tiven (Holga)
1. Aufl. 2024, je 3 Ex.
Serie 3 aufge­zogen auf 1,8 mm-starken Karton
Format Serien 1 und 2:
Format Serie 3: 26 × 26 cm, randlos beschnitten
verso datiert, betitelt, nummeriert, signiert und gestempelt
→ Info zu meiner Editions­praxis
Serie 1: Nrn.
Serie 2: Nrn.
Serie 3: Nrn.